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Fachkräftemangel: unkonventionelle Lösungen für ein wachsendes Problem

31.01.2024
Lesezeit: 4 Min

Der Mangel an qualifizierten KI- und IT-Fachkräften ist in fast allen Märkten und Branchen in Deutschland zu einem allgegenwärtigen Problem geworden. Die wachsende Welt von KI hat es genauso hart getroffen. Um diese Herausforderung ging es beim fünften KI-Dialog am Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) in Heilbronn. Unter den Vorträgen der SiTec Skills Academy, Audi, Siemens und dem Fraunhofer Institut gab es wichtige Impulse und jede Menge frische Ideen, wie Unternehmen von heute Expert:innen gewinnen können, die sie für KI-Lösungen von morgen brauchen.

Eine Idee stach direkt zu Beginn heraus und sorgte für viele Fragen, nicht zuletzt aufgrund ihres etwas kontroversen Charakters: der Austausch qualifizierter KI- und IT-Expert:innen zwischen verschiedenen Unternehmen, um gegenwärtige Lücken zu schließen. In diesem Beitrag möchten wir uns diese Idee genauer anschauen und ihre Vorzüge bei der Bewältigung des anhaltenden Mangels an qualifizierten KI- und IT-Fachkräften untersuchen.

Für schwierige Situationen muss man innovative Ansätze finden

Viele Unternehmen verfügen über den Antrieb und die finanziellen Mittel, um das nächste marktverändernde KI-Tool zu entwickeln. Was jedoch oft im ausreichenden Maße fehlt, ist das Personal und somit ausreichend Expertise, um sie umzusetzen. Das führt zu erheblichen Planungsschwierigkeiten und zu einer wachsenden Unsicherheit über die Realisierbarkeit ihrer KI-Projekte. Es gibt kaum ein Unternehmen aus dem KI- und IT-Bereich, das die Krise nicht gespürt hat. Zeit für innovatives Umdenken.

In der Regel wird Talentakquise als Nullsummenspiel betrachtet. Wenn ein konkurrierendes Unternehmen eine:n talentierte:n Expert:in einstellt, bedeutet das für Ihr Unternehmen somit eine:n weniger. Viele neigen dazu zu glauben, dass in solchen Situationen ein überdurchschnittliches Gehalt und viele Benefits die Problematik lösen und ein gutes Image schon die passenden Expert:innen anziehen würde. Das ist zwar ein nicht zu vernachlässigender Faktor, aber reicht alleine wohl nicht. Beim KI-Dialog in Heilbronn wurde unter anderem darüber diskutiert, dass vor allem interessante Projekte ein motivierender Faktor für die so knappen KI-Talente sind. Dies wiederum öffnet die Tür für eine projektbasierte Zusammenarbeit als wirksame Maßnahme gegen den Fachkräftemangel.

Wenn es schon gemacht wurde, ist es machbar

An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht: Ist das überhaupt möglich? Wie können Unternehmen nach Belieben Mitarbeiter:innen austauschen? Das mag eine Überraschung sein, aber ein solcher Austausch fand tatsächlich schon statt. 2021, als das Leben auf der ganzen Welt von der Pandemie geprägt war und sich viele Menschen hier in Deutschland in Kurzarbeit befanden, kam es vor allem zwischen System-Gastronomie und Einzelhandel zu einem kurzfristigen Austausch von Mitarbeiter:innen und ganzen Teams. Obwohl der Tausch nicht frei von vertraglichen und rechtlichen Herausforderungen war, wurde es dennoch gemacht. 

Dies war ein großartiges Beispiel dafür, wie eine schwierige und dynamische Situation ein Anreiz für erfinderische Lösungen sein kann, die sofort zu Ergebnissen führen. Als die Pandemie nachließ und die Arbeitswelt wieder zur Normalität zurückkehrte, wurden Kooperationen wie diese wieder eingestellt. Die Möglichkeit dafür besteht aber weiterhin.

Kommunikation auf Augenhöhe wird unerlässlich sein

Der befristete Austausch von KI- und IT-Expert:innen erfordert einen rechtlichen Rahmen, den es noch nicht gibt. Außerdem kann es Hürden geben, die wir noch nicht absehen können. Das ist jedoch kein Grund, die Idee außer Acht zu lassen oder ihr Potenzial zur Bekämpfung des wachsenden Mangels an qualifizierten KI- und IT-Fachkräften nicht mehr voranzutreiben. Durch die Koordinierung der aktuell verfügbaren Ressourcen und Bedürfnisse können sich Unternehmen gegenseitig dabei helfen, ihre KI-Ziele zu erreichen. Voraussetzungen dafür sind Flexibilität, Kooperationsbereitschaft und ein gemeinsames Format für den Austausch – eine Art Ökosystem. Dies können zum Beispiel Tauschbörsen sein oder regelmäßige Treffen zwischen den entsprechenden Projektmanagement-Teams.

Wenn Ihnen der Austausch von qualifizierten KI- und IT-Expert:innen zwischen unabhängigen oder sogar konkurrierenden Unternehmen zu abstrakt ist, dann stellen Sie es sich innerhalb eines Konzerns vor. Tochtergesellschaften könnten überschneidende Projekte haben. Hier ist aktives Mitgestalten gefragt: Schlagen Sie den Aufbau der oben genannten Strukturen innerhalb der Gruppe vor, um einen agileren Austausch von KI- und IT-Expert:innen auf Projektbasis zu ermöglichen. Ohne direkte Konkurrenz und mit einem gemeinsamen Ziel steht einem möglichen Austausch nichts im Weg.

Der Fachkräftemangel ist mehr als ein Zahlenspiel

Zusammenarbeit und Austausch können die Quantität der verfügbaren KI- und IT-Expert:innen positiv beeinflussen und gleichzeitig für eine Qualitätsoptimierung sorgen. Da sich KI rasant entwickelt, ermöglicht ein intensiverer Austausch einen schnelleren Zugang zu neuesten Entwicklungen, unterschiedlichen Perspektiven und Expertisen. Langfristig könnten Expert:innen erfahren, wie andere Teams erfolgreich mit dem Fachkräftemangel umgehen, und ihnen dabei helfen, effizienter zu arbeiten. Wenn Unternehmen gemeinsame Sache gegen den Fachkräftemangel machen, könnten sie später feststellen, dass sich der Invest als gewinnbringend entpuppt.

Kollaborative Ansätze haben noch viel zu bieten

Der Austausch von KI- und IT-Expert:innen in Form einer Zusammenarbeit mag unrealistisch erscheinen, aber die Idee daran ist nicht neu. Wie die KI-Dialogreihe des IPAI gezeigt hat, sehen die Unternehmen bereits jetzt großes Potenzial in der Zusammenarbeit und im Austausch. Der Austausch von Perspektiven, Impulsen und Fachwissen ist bereits zum Status quo und unerlässlich geworden. Dadurch werden nicht nur Lücken im Personalwesen gefüllt, sondern auch das Fachwissen bestehender Mitarbeiter:innen verbessert und vertieft. Es stehen manche Barrieren im Weg, aber in der Vergangenheit gab es schon mehrere Beispiele davon, wie experimentierfreudige Ansätze zu sofortigen Ergebnissen geführt haben. Klar ist, dass wir in der KI-Branche unsere Kreativität brauchen, um in Zukunft unsere Projekte trotz prekärer Personallage voranzutreiben. Für uns gilt: Der Vorschlag, KI-Mitarbeiter:innen in neuen Formaten und anderen Konstellationen, sogar über die eigenen Firmengrenzen hinweg, arbeiten zu lassen, ist durchaus eine Überlegung wert. In diesem Artikel wurden erste Überlegungen fixiert, wie man den Austausch zwischen Mitarbeiter:innen in besonderen Situationen ermöglichen kann. Um hier weitere Schritte vorwärtszugehen, wird regelmäßiges Netzwerken mit anderen Unternehmen unerlässlich bleiben. 

Der Autor
Texter & Konzepter
Brenton
Withers
Brenton ist ein stolzer Sprach-Nerd, der seine Zeit damit verbringt, kreative Headlines zu zaubern und komplizierte Themen verständlich zu machen.
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