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Komm mach MINT 7 Fragen an Anna

16.08.2021
Lesezeit: 3 Min

Mit 11 Jahren saß CAMAO-Entwicklerin Anna im Wohnzimmer vor dem W-LAN Router und hatte nur ein Ziel: das Internet einrichten. Damals hatte noch niemand in der Familie etwas mit Technik am Hut. In einer Hand die Bedienungsanleitung, in der anderen das Telefon mit einem netten Telekom-Mitarbeiter am Apparat, war das Wunder bald vollbracht. Das Internet lief. Spätestens hier wurde Anna klar: Da schlummert eine Leidenschaft für Technik in ihr. Und damit war es beschlossene Sache: Sie wurde Entwicklerin.

Tja, leider sah die Realität anders aus. Denn Annas Weg zur Entwicklerin hat Ecken & Kanten und trifft auf klassische Klischees. In MINT-Berufen sind Frauen bisher noch nicht so stark vertreten wie Männer. Die Initiative Komm, mach MINT, die auch wir unterstützen, setzt sich dafür ein, jungen Frauen MINT-Berufe zugänglicher zu machen. Deswegen haben wir mit Anna über ihren Weg zum Traumberuf gesprochen, darüber wo es hapert und was es braucht, um den Zugang zu MINT-Berufen für junge Frauen zu erleichtern.

Hallo Anna, wie hast du zu deinem Traumberuf gefunden?

Ich habe schon als Kind gemerkt, dass ich technische Themen – besonders im Bereich Software – sehr spannend finde. Ich wusste sofort: Das will ich später machen. Mein Mathe-Lehrer hat das leider anders gesehen und mir davon abgeraten. Er war der Meinung, dass Mädchen nicht so gut Mathe können und man schon ein echter Überflieger sein muss, um Entwicklerin zu werden. Das hat mich damals ziemlich abgeschreckt. Ich hatte keine anderen Kontaktpunkte zu dem Berufsfeld und habe ihm da vertraut.

Also habe ich mich stattdessen für eine Ausbildung zur pharmazeutischen Assistentin entschieden. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich da nicht richtig bin. Inzwischen hatte ich unter Freunden und Familie aber einige IT-ler. So habe ich letztendlich doch ein Grundgefühl für den Beruf aufgebaut und gemerkt: Das kann ich auch. Also habe ich die Ausbildung zur Fachinformatikerin in der Anwendungsentwicklung gestartet. Es war eine harte Entscheidung nochmal neu anzufangen. Aber definitiv richtig.

Was macht dir als Entwicklerin am meisten Spaß?

Am liebsten arbeite im Backend und mit C#. Ich fühle mich dabei wie ein Detektiv, der einen Fall aufklären muss: Irgendetwas funktioniert nicht. Dann forsche ich nach, wo das Problem liegt und suche eine Lösung. Das macht mir richtig Spaß. Ich lerne dabei jeden Tag etwas Neues und meine Wissbegierde kommt nie zu kurz.

Wie steht es um die Gleichberechtigung in deinem Berufsfeld?

Während meiner Ausbildung und auch bei mmmake ist alles super. Ich habe mit den männlichen Kollegen einen freundschaftlichen Umgang und es wird niemand in irgendwelche Schubladen eingeordnet. Leider habe ich woanders aber auch negative Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel, dass die Augen verdreht wurden, wenn ich eine Frage gestellt habe. So nach dem Motto „Ist ja klar, dass sie das fragt“.

Wie sieht es mit deinem Verhältnis zu anderen Entwicklerinnen aus?

Andere Entwicklerinnen habe ich in der Ausbildung und bei mmmake kennengelernt. Mit denen verstehe ich mich auch privat super. Dass man als Frau „seltener“ ist in diesem Beruf, gibt einem direkt ein Verbundenheitsgefühl. Es ist einfach toll, sich auszutauschen und gegenseitig den Rücken zu stärken.

Warum sollten mehr Frauen einen MINT-Beruf ergreifen?

Damit das Rollenbild aufgeweicht wird und es einfach „natürlich“ ist, dass Frauen in MINT-Berufen arbeiten. Das MINT-Thema sollte langfristig gar nicht mehr herausgestellt werden müssen. Je mehr Frauen in den Bereich gehen, desto selbstverständlicher wird es werden. Und so, wie es sich im Moment entwickelt, läuft es toll. Für die nächste Generation wird das vermutlich gar kein Thema mehr sein.

Was hättest du gebraucht, um in dich in deinem Berufswunsch zu bestärken?

In meinem Fall hat einfach das Schulsystem versagt. Hätte ich es in der Schulzeit anders erlebt, hätte ich von Anfang an anders entschieden. Deswegen sollten aus meiner Sicht verstärkt Fächer oder Wahlkurse im IT-Bereich angeboten werden, um auch jungen Frauen IT-Inhalte nahezubringen. Mathe ist definitiv nicht aussagekräftig. Auch Social Media kann ich mir als Kommunikationstool gut vorstellen, um den Beruf greifbarer zu machen. Man sollte sich als Frau nicht mehr verstecken müssen, wenn man Computer mag.

Zum Abschluss: Wenn du mit einem Schnippen 2 Dinge ändern könntest, um anderen Frauen MINT-Berufe näher zu bringen – was würdest du tun?

/ Das Schubladendenken aus den Köpfen aller Leute verbannen, um jungen Frauen den Zugang zu erleichtern.
/ Das Schulsystem gründlich umkrempeln.


Was lernen wir daraus? Auf keinen Fall entmutigen lassen und sich einfach trauen, den eigenen Interessen nachzugehen! Vielen Dank für den tollen Austausch Anna!

Die Autorin
Redakteurin & Texterin
Huyen
Tran
Huyen gestaltet mit ihrem Gespür für Sprache Texte lebendig, ansprechend und wirkungsvoll.
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